30. Mai 2022

Girls‘ Day Akademie absolviert Mini-Praktikum bei Pöppelmann

Wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest will Mädchen zu einer Ausbildung in technischen Berufen ermutigen

Diepholz/Lohne. Wer dem Fachkräftemangel begegnen will, muss neue Wege gehen, um Talente aufzuspüren und zu ermutigen. Genau dies ist das Fachgebiet von Dr. Heike Pabst. Sie ist die Leiterin der in Diepholz ansässigen Wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest – und erlebte kürzlich bei einem Anruf im Lohner Kunststoffunternehmen Pöppelmann eine Überraschung. „Eigentlich hatte ich nach einem Besichtigungstermin für unsere Girls‘ Day Akademie gefragt. Doch dann wurde uns ein dreitägiges Mini-Praktikum angeboten“, erzählt sie. Eine solche Chance wollten sich die fünf Schülerinnen des Diepholzer Gymnasiums Graf-Friedrich-Schule (GFS) nicht entgehen lassen. Die Acht- und Neuntklässlerinnen machen mit bei der Girls‘ Day Akademie der Wissenswerkstatt – im Rahmen einer Schul-AG. Die Girls‘ Akademie wird vom EU-Sozialfonds gefördert. Ziel ist es, Mädchen zu einer Ausbildung in gewerblich-technischen Berufen zu ermutigen. 

 

Ein Mini-Praktikum ist natürlich erheblich aufwändiger in der Organisation als eine Betriebsbesichtigung, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens Pöppelmann. Doch Ausbilder Michael von Husen hat keinen Zweifel, dass sich dieser Aufwand auch für das Unternehmen langfristig lohnt: „Im Moment ist die Bewerberlage wirklich schwierig. Uns liegt sehr daran, die Vielzahl der Berufsperspektiven, die wir bieten können, deutlich zu machen. Das Mini-Praktikum ist dabei ein sehr hilfreiches Instrument.  Jugendliche können ganz konkret praktische Erfahrungen sammeln, und zwar in verschiedenen Berufsfeldern. Damit können wir zugleich Alternativen aufzeigen, wenn sich während des Praktikums der favorisierte Berufswunsch vielleicht als nicht passend erweisen sollte.“

 

So machten sich Hannah, Lisa, Lena, Chantal und Swantje drei Wochen lang jeweils dienstags gemeinsam mit AG-Leiterin Pabst auf den Weg von Diepholz ins Pöppelmann-Werk 2 in Lohne-Brockdorf, zum MINT-Praktikum speziell für Mädchen. Im Ausbildungszentrum des Betriebs ermöglichten Michael von Husen und sein Team vielseitige Einblicke in gewerblich-technische Berufe im Betrieb – und zwar auch in der Arbeitspraxis: an der Werkbank und am Schaltschrank, an der Fräse, beim Programmieren oder beim Kommissionieren von Auslieferungen.  Infos und auch Anleitung bekamen die Jugendlichen aus erster Hand von Auszubildenden in den jeweiligen Berufsfeldern.

 

MINT: Diese Abkürzung steht für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Ist es wirklich noch notwendig, Mädchen in besonderer Weise für eine Ausbildung in diesen Bereichen zu ermutigen? Darauf antwortet Heike Pabst mit einem entschiedenen „Ja!“ Denn: „Wir machen in unseren Kursen oft die Erfahrung, dass Mädchen Spaß an Technik haben. Doch vielen fehlt es häufig an Selbstbewusstsein, diesen Weg konsequent zu verfolgen. Darum möchten wir sie dabei unterstützen und ermutigen.“ Auch dieser Aspekt wird in den insgesamt 120 Unterrichtsstunden der Girls‘ Akademie aufgegriffen. Pabst erklärt: „Neben Praxisworkshops in der Wissenswerkstatt und Besuchen in Ausbildungsbetrieben und Hochschulen stehen auch Workshops zum Teamtraining, Selbstmanagement, Projektmanagement und Präsentationstechniken auf dem Programm.“ Das begrüßt Reinhold Blömer, Leiter der technischen Ausbildung bei Pöppelmann, sehr. Er betont: In einer Ausbildung gehe es keineswegs allein um fachliche Qualifikation, sondern vielmehr auch darum, die jungen Leute in die Lage versetzen, ihre eigenen Kompetenzen zu erkennen.

 

Zum Abschluss des Mini-Praktikums vor wenigen Tagen gab es viel Lob, sowohl für die Praktikantinnen wie auch die Auszubildenden. Sie hatten ihre Erfahrungen in der Arbeitswelt engagiert und anschaulich vermitteltet, attestierten ihnen die Gäste aus Diepholz. Eine wichtige Erkenntnis fasste Schülerin Hannah so zusammen: „Bei einer Betriebsbesichtigung bekommt man oft gar nicht mit, wie viele Menschen im Hintergrund daran beteiligt sind, damit die Produktion überhaupt laufen kann.“ Dazu gehören zum Beispiel Fachinformatikerinnen wie Natalie Wolinska, die diesen Beruf bei Pöppelmann lernt und Hannah konkrete Programmierungsaufgaben gab – und natürlich auf dem Weg zur Lösung half.  Aber auch Lagerlogistiker wie Kevin König, technische Produktdesignerinnen wie Jule Wehage, Verfahrensmechaniker wie Lukas Fischer und Mechatroniker wie Jan Lohmann – allesamt Pöppelmann-Auszubildende, die in dieser Kooperation zu Ausbildern wurden. Ebenfalls beteiligt waren Justin-Finn Stengele, der die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik absolviert und durch den Betrieb führte, sowie Mechatroniker-Azubi Nico Nekrassov, der die Berufsfelder Mechatroniker, Elektroniker und Industriemechaniker vorstellte.

 

Ob sie sich eine Ausbildung bei Pöppelmann vorstellen könnten? Diese Frage an die Praktikantinnen lag im Abschlussgespräch natürlich nahe. Doch da wollten sich die 14- und 15-Jährigen jetzt noch nicht festlegen. Gleichzeitig wurde allerdings deutlich, dass ihnen diese Stunden im Betrieb realistische Perspektiven in einem technischen Beruf aufgezeigt hatten. Mit Blick auf später anstehende grundsätzliche Entscheidungen betonte Dr. Heike Pabst: „Wichtig ist, dass man sich von niemandem reinreden lässt. Und dass man das macht, was einem Spaß macht.“

 

Info: Junge Leute, die sich über Berufsperspektiven in der Region informieren wollen, haben dazu in dieser Woche Gelegenheit – auf der 22. Diepholzer Berufsmesse; Öffnungszeiten: Freitag (3. Juni) 8.30 Uhr bis 15 Uhr; Samstag (4. Juni), 10 Uhr bis 15 Uhr.

 Info: wissenswerkstatt Metropolregion Nordwest (wiwe-nw.de)

 

Fotos: Honkomp/Pöppelmann

Schülerinnen mit großem Interesse für Technik: Ausbilder Michael von Husen (4. von rechts) und die Pöppelmann-Auszubildenden Jule (links), Jan (6. von rechts), Lukas (2. von rechts) und Kevin (rechts) gaben den Praktikantinnen aus Diepholz mit Dr. Heike Papst (Leiterin Wissenswerkstatt, 3. von links) einen umfassenden Einblick in die einzelnen Berufsfelder.  

 

Pöppelmann FAMAC®